Dieses komplexe, natürliche Gleichgewicht spiegelt sich auch im
Klimasystem wider, das ebenfalls aus einem Netzwerk von biologischen,
chemischen und physikalischen Elementen sowie Prozessen besteht. Das
Leben in all seinen vielfältigen Formen ist ein Mittel, um Wasser auf
der Erde zu speichern, denn die meisten Körper, von Fleisch zu Pflanzen,
von Bäumen bis hin zum Menschen, bestehen mindestens zu 50 Prozent aus Wasser,
wenn nicht sogar meist mehr. Das Leben als Weg zur Speicherung von
Wasser auf der Oberfläche des Planeten ermöglicht schliesslich die
«Transpiration», also die Verdunstung von Wasser in der Atmosphäre,
welche das Mittel zur Regulierung der Erdtemperatur ist.
All dies evoziert Assoziationen an das Atmen und an die Rhythmen im
Kreislauf des Lebens, so wie beispielsweise der Stoffwechsel der
Erdbiosphäre im Laufe eines Jahres: der «Herzschlag der Natur», wie ihn
diese Animation aus Beobachtungen der NASA zeigt.
Lebendige Körper, Temperaturregulierung, Schwitzen, die ständigen
Bewegungen zwischen Ebbe und Flut, Fluidität – all dies spricht
naturgemäss für einen elementaren Tanz des Lebens auf der Erde. Von
daher auch die metaphorische Korrespondenz zwischen dem menschlichen
Körper und dem Planetensystem. Eine Metapher, die an sich nicht neu ist,
da der menschliche Körper im Laufe der Jahrhunderte immer wieder als
Spiegel einer übergeordneten Umwelt oder des Kosmos verstanden wurde,
von den alten animistischen Philosophien über die mittelalterliche
Kosmologie bis heute.
In diesen Korrespondenzen zwischen Mikro- und der Makroebene finden
wir das Motiv der «Resonanz» wieder, das dem Titel der Ausstellung
zugrunde liegt. Resonanz ist, wie es der deutsche Soziologe Harmut Rosa
ausdrückt, eine Bewegung des «Affiziert-Seins» durch die Welt um uns
herum, die wiederum als «E-Motion» die Fähigkeit erzeugt, sinnvoll auf
unsere Umgebung zu reagieren. Unser Tanz als Lebewesen in der Welt ist
immer auch ein Tanz mit der Welt.
In diesem Dialog über Forschungsfelder hinweg untersuchen wir die
Durchlässigkeit, die gegenseitige Befruchtung sowie die Gemeinsamkeiten
zwischen visuellen und tänzerischen/choreografischen Praktiken, die in
das grössere atmosphärische System der Erde eingebettet sind.
Vor dem Recherchegespräch lädt The Field die Gäste zu einem
Spaziergang durch die Nachbarschaft um das Tanzhaus Zürich ein. Ab 17.30
Uhr lädt Take Your Body For a Walk spezifisch zu einer Erkundung der
nahe gelegenen Flussufer von Limmat und Sihl ein. Über Chat-Nachrichten
werden Inputs gesendet, die die Teilnehmenden zu einem sensorischen
Abenteuer einladen.
Hier klicken für die Ausstellung Kollektive Resonanz in der Shedhalle.
Hier klicken um die Videoarbeit RETE MIRABILE (counter-current) in voller Länge zu sehen.